Über Maria Magdalena erzählt man sich ja die wildesten Geschichten. Einmal wird von ihr behauptet, dass sie von 7 Dämonen besessen gewesen sei, ein anderes Mal bezeichnet man sie als eine Prostituierte. Dieses Stigma begleitete sie hartnäckig über die Jahrtausende hinweg, obwohl nicht einmal in der Bibel darüber zu lesen stand.

Wie konnte es zu solch einer Behauptung kommen?

2000 Jahre nach Maria Magdalenas Leben an der Seite von Jesus und den Aposteln lassen sich natürlich keine Beweise mehr anführen, wie es zur Bezeichnung „Prostituierte“ kam. Religionswissenschaftler vermuten jedoch, dass dieser Umstand auf eine Fehlinterpretation im Lukas-Evangelium zurückzuführen ist.

Es geht dabei um eine Erzählung über die Salbung von Jesus in Bethanien „durch die Frau mit dem Alabasterkrug“. Diese Geschichte wurde vom Verfasser des Lukas-Evangeliums – allerdings erst 50 Jahre nach diesem Ereignis – niedergeschrieben. Bei dieser Frau handelte es sich um niemand geringeren als um Maria Magdalena.

Ein altes Ritual von Tempelpriesterinnen

Die Salbung eines Mannes durch eine Frau ähnelte einem bekannten Ritual, das im damaligen römischen Weltreich den heiligen Priesterinnen vorbehalten war. Sie wurden als Hierodulae bezeichnet.

Der Begriff Hierodulae wurde jedoch fälschlicherweise mit dem Wort „Prostituierte“ übersetzt, obwohl es sich bei diesen Frauen um „die heiligen Frauen des Tempels der Göttin“ handelte, die eine wichtige Rolle im Alltag der klassischen Welt spielten.

Auch Maria Magdalena zählte zu diesen Tempelpriesterinnen. Sie war also eine Hierodulae, die aufgrund einer Falschübersetzung über Jahrtausend hinweg mit dem Ruf einer Prostituierten behaftet war. Erst in der jüngeren Vergangenheit haben sich einige Wissenschaftler die Mühe gemacht, dieses „Missverständnis“ zu erforschen und aufzuklären. Reichlich spät, möchte man meinen – aber immerhin…

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