Verwenden statt Verschwenden

Wenn ich mir vorstelle, wie viele Lebensmittel täglich weggeworfen werden, weil das gesetzlich vorgegebene Ablaufdatum überschritten ist, wird mir schlecht. Gut, ich räume ein, dass auch ich keine Freude daran hätte, ranzige Nüsse oder schimmelige Schokolade zu kaufen, nur weil sie ihr Dasein im Verkaufsregal überdurchschnittlich lange fristen mussten. So gesehen ist das Ablaufdatum natürlich ein gewisser Schutz für den Konsumenten, aber vielleicht noch viel mehr für die Produzenten? Weil man mehr verkaufen kann, wenn mehr weggeworfen wird, obwohl die Ware eigentlich noch in einem völlig gutem Zustand ist? Wie beispielsweise das Himalayasalz, das 200 – 250 Millionen Jahre alt ist und dann in den Verkaufsregalen angeblich innerhalb von wenigen Monaten abläuft…

Ich erinnere mich noch gut an die Zeit vor Einführung der Kennzeichnungspflicht. Ja, das ist schon eine ganze Weile her. Damals vertraute man noch dem Kaufmann, dass er ehrlich war und einen nicht übers Ohr hauen wollte, andernfalls hätte sich das bald zu seinem Nachteil herumgesprochen. Doch wer vertraut schon einer Supermarktkette?

Die junge Berlinerin Lena Becker hat da eine geniale Idee. Sie möchte Lebensmittel „retten“, die nicht an den Handel verkauft werden können, weil sie in Form, Farbe oder Größe nicht den allgemeinen Normen entsprechen. In Deutschland entsorgen Supermärkte jährlich viele Tonnen Nahrungsmittel, auch weil sie falsch etikettiert sind oder eben kurz vor dem Ablaufen stehen. Und in deutschen Haushalten werden dann noch weitere 82 kg pro Jahr an Lebensmitteln weggeworfen.

Nina und ihr Team möchten ein Non-Profit-Restaurant eröffnen, das ausschließlich „gerettete Nahrungsmittel“ verwendet, die aus möglichst biologischer, saisonaler und regionaler Erzeugung kommen. Es soll eigentlich noch mehr als nur ein Restaurant werden, nämlich ein Ort, an dem jeder sein Bewusstsein für das Thema Lebensmittelverschwendung stärken kann.

Das finde ich genial! Denn ich sehe es als ein weiteres kleines – aber positives – Zeichen dafür, dass unsere Welt und unser Denken im Umbruch und im Wandel sind, wenngleich unsere Gesellschaft noch sehr viel mehr an Umdenken benötigt. Das Bemerkenswerte an diesem Projekt: Die Hauptakteure sind auch diesmal wieder die so genannten (erwachsenen) „Kinder der Neuen Zeit“!

Gedankensplitter

Die Welt im Umbruch und Wandel

 

Nicht nur spirituell angehauchte Menschen realisieren, dass wir uns alle in einem großen Veränderungsprozess befinden. Nein, sogar eine renommierte deutsche Mode- & Styling-Zeitschrift hat die Zeichen der Zeit erkannt und einen äußerst bemerkenswerten Artikel zum Thema abgedruckt. Hier ein Auszug daraus:

„Wir haben es geschafft! Ich kenne niemanden, der nicht froh ist, dass dieses Jahr zu Ende geht! 2015 hat selbst den ignorantesten Hedonisten unter uns klar gemacht, dass die Welt sich im Umbruch befindet und wir alle mehr oder weniger vor großen Veränderungen stehen und akzeptieren müssen, ob wir wollen oder nicht, dass unser Leben, so wie es bis jetzt lief, nicht mehr weiterlaufen kann und wird. Wir müssen realisieren, dass die Zeit des Nehmens, Verschwendens und Im-Überfluss-Lebens definitiv vorbei ist. Darum würde ich sagen, dass dieses Jahr zu Weihnachten GEBEN und nicht NEHMEN angesagt ist.

Der Grund liegt klar auf der Hand, wir brauchen ALLE nichts, und schon gar keine Geschenke. Wir haben schon alles, und ich weiß es: wir haben von allem viel zu viel. Ich rede von Dingen, die man mit Geld kaufen kann, wenn es jemand an Liebe, Aufmerksamkeit oder Bestätigung fehlt. Jetzt ist die Zeit der Reduktion als bewusste Lifestyle-Entscheidung gekommen, und wir sollten uns alle darauf freuen. Wir haben wirklich genug genommen, die letzten Jahre, jahrzehntelang, warum jetzt nicht mal was zurückgeben? Damit meine ich auch gar nicht nur die Menschen, die zu uns geflüchtet sind, die nichts haben und alles brauchen, sondern die ganze Welt um uns herum. …“

Autorin: Wäis Kiani, Auszug aus der Zeitschrift INSTYLE, 1/2016 S. 204

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