Was es mit Maria Magdalenas Alabasterkrug auf sich hat

Dir ist vielleicht schon aufgefallen, dass Maria Magdalena von bildenden Künstlern meist mit einem Krug oder einem Gefäß dargestellt wird. Man spricht in diesem Zusammenhang von einem Alabasterkrug, der möglicherweise gar keiner war:

„Und als er [Jesus] in Bethanien war im Haus Simons des Aussätzigen und saß zu Tisch, kam eine Frau, die hatte ein Albastron mit einem Balsam aus unverfälschtem Nardenöl, sehr kostbar; und sie zerbrach das Albastron und goss es auf sein Haupt.“[1]

Ein Albastron (griechisch alabastros), wie in der Bibelstelle zitiert wird, kann aus allen möglichen Materialien hergestellt werden. Es ist ein hohes, schmales Gefäß, ohne Deckel, das entweder versiegelt oder mit einem Pfropfen verschlossen ist und zwei Henkel an der Seite zum Halten hat.

Warum der Alabasterkrug so erwähnenswert ist

Zur Zeit Maria Magdalenas gab es die so genannten „dynastischen Eheschließungen“, bei denen der Bräutigam von seiner Braut gesalbt wurde. In diesem Zusammenhang ist es natürlich interessant zu wissen, dass Maria Magdalena eine Angehörige eines Stammes der Hasmonäer war, deren Ahnenreihe bis zurück zu Aaron, dem Bruder von Moses, reichte. Jesus’ Ahnenreihe geht zurück bis König David, weshalb er aufgrund seiner Herkunft eine hohe Position in der Gesellschaft einnahm.

Beschäftigt man sich eingehender mit dieser Thematik, stößt man immer wieder auf den Hinweis, dass Maria Magdalena als eine so genannte „Hasmonäer-Prinzessin“ standesgemäß genau der Frau entsprach, die Jesus ehelichen durfte.

Nur die Braut durfte den Bräutigam salben

Die Salbung von Jesus durch Maria Magdalena unterstreicht diese Position, denn in der damaligen Zeit und der damaligen Gesellschaft durfte nur eine Braut ihren Bräutigam salben. Ab diesem Zeitpunkt trugen verheiratete Frauen eine kleine Phiole mit Öl um den Hals, um ihren Mann nach dessen Ableben ein letztes Mal zu salben. Warum Maria Magdalena nach dem Tod von Jesus in seine Grabkammer ging und was sie dort tat, darf jeder für sich selbst beantworten.

In der bildenden Kunst wurde Maria Magdalenas Krug einerseits als „der Alabasterkrug von Bethanien“ dargestellt, der ihr Salböl für Jesus enthielt – gleichzeitig stand er symbolisch für den Heiligen Gral, der angeblich das Blut Jesus enthielt.

Der Heilige Gral – der Mutterschoß Maria Magdalenas?

Krüge, Töpfe und Kessel werden in der Kunst seit jeher als weibliche Symbole gehandelt, weshalb die Gefäße, mit denen Maria Magdalena dargestellt wird, sinnbildlich für ihren Mutterschoß stehen, in dem sie das Blut Christi „aufbewahrte“. Es ist ja in der Literatur an vielen Stellen davon zu lesen, dass Maria Magdalena das Sangréal, das Heilige Blut, in ihrem Leib in die Provence gebracht hatte, womit die Nachkommen von Jesus gemeint sind.

Eine provokante These? Solange wir beim Sang Real, dem Heiligen Gral, nur an einen Kelch aus Gold denken, wird diese Vorstellung weder in unseren Köpfen noch in unseren Herzen einen Platz finden können.

[1]Markus 14,3 nach dem griechischen Text im Archiv des Vatikans (Codex Vaticanus MS1209)

Maria Magdalena