„Jungfrauengeburt“ bezeichnen christliche Theologen die Empfängnis Jesus durch den Heiligen Geist und die Geburt durch die Jungfrau Maria – und einige Verse im Neuen Testament verkünden diesen Umstand als eines der großen Wunder Gottes. Nun ja, ich glaube vieles, aber nicht alles… zumindest nicht im wörtlichen Sinn.
In diesem Zusammenhang sollte man nämlich wissen, dass die Evangelien des Neuen Testaments geschrieben wurden, um eine “evangelische” (also gute) Botschaft zu übermitteln (griechisch: eu-angelos = „gute Nachrichten überbringen“), aber keine historische. Religionsforscher sprechen sogar davon, dass die Evangelien damals „enthusiastischen Propaganda-Zwecken“ dienten. Unter diesem Aspekt ist es auch verständlich, dass die Evangelien nie dafür niedergeschrieben wurden, um geschichtliche Ereignisse für die Nachwelt festzuhalten. Dazu kommt noch, dass manche Bibel-Textstellen häufig fehlinterpretiert oder (aus Unwissenheit) falsch übersetzt wurden.
Junge Frau statt Jungfrau – ein Übersetzungsfehler
In den alten Schriften ist im Zusammenhang mit Maria von einer almah die Rede. Das semitische Wort almah, das mit „Jungfrau“ übersetzt wurde, bedeutet jedoch lediglich „junge Frau“; seine Bedeutung ist völlig entkoppelt von der physischen Jungfräulichkeit. Deshalb war es für Maria sehr wohl möglich, gleichzeitig eine alma und die Ehefrau von Joseph zu sein.
Als Ehefrau eines „dynastischen Ehemannes“ (Joseph war nämlich gar kein Zimmermann, seine Berufsbezeichnung beruht ebenfalls auf einer Falschübersetzung) unterlag Maria bestimmten Vorschriften und musste eine Art „Probezeit“ als Ehefrau absolvieren. Die Vorschriften waren jedenfalls streng und erlaubten die Zeugung von Kindern nur zu festgelegten Zeitpunkten.
Jesus war nicht das einzige Kind
Die katholische Betrachtungsweise geht davon aus, dass Maria zeitlebens Jungfrau war, denn sie wird ja noch heute als „Jungfrau Maria“ verehrt. Doch die Evangelien[1] machen kein Geheimnis daraus, dass Jesus nicht der einzige Sohn Marias war, wodurch die physische Jungfernschaft Marias noch unglaubwürdiger wird.
Wenn sie schon Jesus vom Heiligen Geist empfangen haben soll und nicht durch einen sexuellen Akt, dann fragt man sich, wie sie zu ihren andern Kindern kam. Dass Maria all ihre Kinder durch den Heiligen Geist empfing, ist schwer zu glauben. Eher drängt sich da als Erklärung die nicht ganz unkomplizierte kirchliche Sexualmoral auf, die Maria noch heute als “rein” und damit asexuell darstellt.
[1] Matthäus 13,55 – Lukas 2,7 – Markus 6,3