Als gebürtige Österreicherin bin ich es nicht gewöhnt, eine Wartenummer ziehen zu müssen, nur weil ich mich an der Obsttheke anstellen oder einen Handy-Vertrag abschließen möchte. Hier in Mallorca zieht man für alles Mögliche Wartenummern: am Postamt, bei der Möbelausgabe von IKEA oder beim Leihwagenvermieter.

Das ging mir anfangs ordentlich auf den Geist, denn mit der Länge der Warteschlange wuchs auch die Langsamkeit der Mitarbeiter, so schien es mir zumindest. Und es blieb mir nichts anderes übrig, als mich dem Unvermeidlichen zu fügen, dem endlosen Warten.

Über die Spanier erzählt man sich ja, dass sie ständig „mañana“ (also: „morgen“) sagen, wenn sie angeblich etwas nicht erledigen können oder wollen und deshalb auf unbestimmte Zeit verschieben möchten. Vielleicht halten wir Mitteleuropäer nur an einem unserer klischeehaften Vorurteile fest, wenn wir an jene Menschen denken, die sich gegen die übergroße Hektik und den Stress unserer Leistungsgesellschaft auflehnen. Vielleicht aber ist es wirklich spanische Lebensphilosophie.

Tatsache ist, dass mir diese Langsamkeit immer mehr zu gefallen beginnt. Auch wenn ich selber – leider – noch Lichtjahre davon entfernt bin, mich diesem Tempo anzupassen, bewundere ich die Spanier insgeheim dafür. Sie lassen sich scheinbar durch nichts aus der Ruhe bringen, nehmen sich für Dinge ausreichend Zeit, die ihnen persönlich wichtig sind, und können auch mal in den Tag hinein leben. Es bleibt zu hoffen, dass sie nicht auch irgendwann damit beginnen, sich dem mitteleuropäischen Tempo zu unterwerfen. Und wenn, dann sollen sie bitte erst „morgen“ damit beginnen, denn „mañana“ ist auch noch immer ausreichend Zeit dafür!

 

(Bildquelle: Google)

 

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