Du kennst sie sicher, denn sie tauchen immer wieder in deinem Leben auf. Die Rede ist von Patienten oder Klienten, die besonders viel Aufmerksamkeit von dir verlangen und in vielen Fällen dir sogar noch Energie abziehen. Ohne dass du es gleich bemerkst.
Menschen in Gesundheitsberufen haben es sich zum Ziel gesetzt, anderen zu helfen, sie zu unterstützen oder auf ihrem Genesungsprozess zu begleiten. Dabei ist es ihnen meist nicht bewusst, dass viele ihrer Patienten oder Klienten im Mangeldenken oder in einer mentalen Begrenzung verharren. Sie haben sich unbewusst vom Fluss des Lebens abgeschnitten und sind damit „gezwungen“, sich die fehlende Energie von anderen zu holen.
Wie wird man zum Energieräuber?
Entscheidend für den Umgang mit Energie ist die Konditionierung, die jemand in seiner Kindheit durch sein Elternhaus erhalten hat: Bekam er nur dann Zuwendung von seinen Eltern, wenn er ihre Erwartungen erfüllte? In diesem Fall glaubt er auch heute noch, nur dann Energie zu bekommen, wenn er die Bedürfnisse der anderen befriedigt, sich für sie aufopfert oder keine Grenzen setzt.
Wurde er hingegen geliebt und bedingungslos so angenommen, wie er ist, dann ist er als Erwachsener in der Lage, auch ohne eine romantische Beziehung und die Energie eines anderen Menschen voller Lebensfreude zu leben. Wurde ihm in der Kindheit Sicherheit und Vertrauen geschenkt? Wenn nein, dann versucht er auch heute sein Leben und andere Menschen zu kontrollieren.
Was sind Kontrollmuster?
Vielleicht hast du schon den Begriff des Kontrollmusters oder Kontrolldramas gehört. Als solches wird jener Prozess bezeichnet, mit dem jemand in zwischenmenschlichen Beziehungen Energien von anderen zieht bzw. an sich bindet. Dies geschieht meist auf der unterbewussten Ebene. Die Kontrolle über andere kann dabei auf eine aktive/aggressive oder passive Art und Weise erfolgen.
Es gibt vier Grundformen von Kontrolldramen sowie ihre „Ausführer“. Dabei ist zu bedenken, dass jeder ein entsprechendes Gegenüber braucht, an dem diese Kontrollmuster ausgelebt werden können.
Der Einschüchterer
Der Typ „Einschüchterer“ steht immer im Mittelpunkt. Er ist laut, autoritär, unflexibel, sarkastisch und kommandiert andere herum. Er wendet manchmal physische Gewalt an, fällt durch häufige Drohungen, Zorn-, Wut- oder Temperamentsausbrüche auf und schüchtert damit sein Umfeld immer wieder ein. Dadurch bekommt er Aufmerksamkeit und damit natürlich auch die Energie von anderen Menschen. Sein idealer Ergänzungstyp ist das Arme Ich (siehe weiter unten).
Der Vernehmungsbeamte
Der Typ „Vernehmungsbeamte“ bezieht seine Energie aus der Aufmerksamkeit anderer Menschen, deren Handlungen er ständig hinterfragt. Er sucht immer nach Möglichkeiten, anderen zu beweisen, dass sie im Unrecht sind und er im Recht ist. Durch sein ständiges Sticheln, Kritisieren, Beurteilen, Herumnörgeln und durch seinen Sarkasmus bekommt er viel Beachtung, da ihn die anderen aus Angst vor ständiger Kritik nicht mehr aus den Augen lassen. Sie fühlen sich unentwegt beobachtet und überwacht. Sein idealer Ergänzungstyp ist das Arme Ich und der Unnahbare (siehe unten).
Der Unnahbare
Der Unnahbare lebt in einer Welt von inneren Konflikten, Selbstzweifeln, Ängsten und Befürchtungen. Er wirkt oft distanziert, abweisend und abgehoben oder ist häufig einsam, weil er Angst hat, dass ihm andere ihren Willen aufdrängen wollen oder dass er und seine Entscheidungen in Frage gestellt werden.
Aus diesem Grund bittet er andere nicht um Hilfe und meint, alles alleine bewältigen und erledigen zu müssen. Er möchte sich auch nicht durch Versprechen binden, gibt ausweichende Antworten, geht keine Verpflichtungen ein und vermeidet deshalb oft Zugeständnisse an andere.
In vielen Fällen empfindet sich der Unnahbare selbst als arm, übersieht aber dabei, dass seine unerfüllten Hoffnungen und Wünsche an seiner distanzierten Art liegen. Durch das Bemühen der anderen, ihn zu verstehen und an ihn heranzukommen, bezieht er seine Energie. Seine idealen Ergänzungstypen sind das Arme Ich, der Einschüchterer, der Vernehmungsbeamte und der Unnahbare (siehe unten).
Das Arme Ich
Der Typ des „Armen (verbitterten) Ich“ bezieht seine Energie von anderen, indem es ständig Mitleid erweckt. Typische Verhaltensweisen sind (gespielte) Gesten der Verzweiflung, Überforderung, lautes Seufzen, Zittern, Weinen … durch die es seine Hilfsbedürftigkeit und Verletzlichkeit signalisiert. Das Problem ist jedoch, dass es nicht wirklich an der Lösung seines Problems interessiert ist. Erkennen das seine Mitmenschen nicht, kann ihre Hilfsbereitschaft, ihr Entgegenkommen oder ihre grenzenlose Hilfestellung vom Armen Ich ausgenutzt werden.
Manche Vertreter des Typs „Armes Ich“ verstärken ihre Opferrolle, indem sie sich ein stärkeres (oder dominanteres Gegenüber) aussuchen, von dem sie sich folglich bedroht fühlen. In manchen Situationen kann es sogar vorkommen, dass sich das Arme Ich beim Einschüchterer entschuldigt, wenn es von ihm bedroht wird. Seine idealen Ergänzungstypen sind der Einschüchterer, der Vernehmungsbeamte und der Unnahbare.
Wenn jemand bewusst oder unbewusst Energien von anderen Menschen „absaugt“, kann es ihm nicht gelingen, sich nach innen und nach oben auszurichten. Der erste wichtige Schritt, um sich von diesen Verhaltensmustern zu befreien, ist das Bewusstmachen. Erst wenn er seine – aus der Kindheit oder aus früheren Leben mitgebrachten – Defizite oder gar Verlustängste erkennt, kann er sein Kontrollverhalten durchschauen und seine versteckten Manipulationen begreifen. Danach wird er in der Lage sein, die damit verbundenen Kontrolldramen dauerhaft zu beenden. Mehr dazu in einem nächsten Blogbeitrag.
Fazit: Solange wir nicht bewusst im Fluss des Lebens sind, oder – anders ausgedrückt – mit der „Göttlichen Quelle“ verbunden sind, holen wir uns die nötige Energie von anderen Menschen.
Die Erkenntnis daraus: Achte besonders in angespannten Situationen oder in Konflikten darauf, was mit den Energien der Beteiligten passiert. Speziell dann, wenn du spürst, dass du Energie verlierst, steige aus dem „Kampf“ aus. Erlaube anderen, auf ihrem Standpunkt zu beharren, ohne dass du energetisch darauf einsteigst.
Reflektiere über folgende Fragen: Wie sehr ist dir bewusst, dass Energie ziehende Personen (inklusive dir selbst) ihre verloren gegangenen Energien nicht vom Universum oder aus sich selbst, sondern von anderen Menschen zurückbekommen möchten? Wie wichtig ist es dir, eine Situation oder Meinung kontrollieren zu müssen (und dadurch gegebenenfalls Energie zu verlieren)?
Wie erlebst du das in der Arbeit mit deinen Patienten oder Klienten? Welchen Machtkämpfen setzt du dich deinen Patienten oder Klienten aus? Erkennst du das Verhalten einiger in den oben beschriebenen vier Grunddramen? Wie sehr ist es wichtig, dich nicht nur mental, sondern auch energetisch abzugrenzen? Gelingt es dir meist, eine Ebene des „Erwachsenen“ einzunehmen oder kippst du in die Ebene der Kontrolldramen?